Vierfüßer gab es eher als bisher gedacht
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Vierfüßer gab es eher als bisher gedacht
Vierfüßer gab es eher als bisher gedacht
Veröffentlicht: 7 Januar 2010 17:53
LONDON - Die ersten vierfüßigen Wirbeltiere entwickelten sich womöglich bereits vor rund 395 Millionen Jahren in den flachen Küstengewässern der Meere.
Darauf deuten fossile Fußspuren hin, die Wissenschaftler in Polen entdeckt haben. Die Abdrücke sind etwa 18 Millionen Jahre älter als die bisher als älteste Funde datierten Fossilien von Vierfüßern.
Die Spuren wurden von Tieren hinterlassen, die statt Flossen Vorder- und Hinterfüße besaßen und die vermutlich getragen vom seichten Wasser über den matschigen Grund liefen. Dies berichten die Wissenschaftler aus Polen und Schweden im britischen Fachmagazin Nature.
Tiere bewegten sich im Wasser schwebend
Bei den im Südosten Polens entdeckten Abdrücken handelt es sich sowohl um komplette Laufspuren einzelner Tiere als auch um isolierte Abdrücke einzelner Füße. Bei einer der Laufspuren, die Grzegorz Niedzwiedzki von der Universität Warschau und seine Mitarbeiter untersucht haben, lassen sich Vorder- und Hinterfuß unterscheiden.
Schleifspuren von Körper oder Schwanz sind nicht vorhanden, so dass die Wissenschaftler davon ausgehen, dass das Tier sich im Wasser schwebend auf seinen Gliedmaßen fortbewegte.
Anhand der Größe des Fußabdrucks schließen die Forscher auf ein etwa 40 bis 50 Zentimeter langes Tier. Andere Abdrücke sind größer und gehörten zu bis zu zweieinhalb Meter messenden Tieren. Teilweise zeigen die Abdrücke auch Spuren von Fingern, beziehungsweise Zehen.
Tiere entwickelten sich aus Fischen
Die Entdeckung der Fußspuren wirft zahlreiche Fragen zur Evolution der Tetrapoden - so der wissenschaftliche Ausdruck für die Vierfüßer - auf. Die Tetrapoden haben sich bisherigen Annahmen zufolge bei der Eroberung des Landes über das Zwischenstadium der Elpistogalia aus den Fischen entwickelt.
Die neu entdeckten fossilen Fußspuren sind aber nun zehn Millionen Jahre älter als die ältesten bekannten Elpistogalia-Fossilien, so dass die beiden Gruppen lange Zeit nebeneinander gelebt haben müssen.
Dass die Spuren im marinen Umfeld gefunden wurden, stellt zudem die bisher gängige Annahme infrage, der zufolge der Übergang vom Wasser- zum Landleben an Flüssen und Seen stattgefunden hat.
dpa/mgr
Quelle: http://www.dnews.de/nachrichten/wissenschaft/163084/vierfusser-gab-es-eher-als-bisher-gedacht.html
Veröffentlicht: 7 Januar 2010 17:53
LONDON - Die ersten vierfüßigen Wirbeltiere entwickelten sich womöglich bereits vor rund 395 Millionen Jahren in den flachen Küstengewässern der Meere.
Darauf deuten fossile Fußspuren hin, die Wissenschaftler in Polen entdeckt haben. Die Abdrücke sind etwa 18 Millionen Jahre älter als die bisher als älteste Funde datierten Fossilien von Vierfüßern.
Die Spuren wurden von Tieren hinterlassen, die statt Flossen Vorder- und Hinterfüße besaßen und die vermutlich getragen vom seichten Wasser über den matschigen Grund liefen. Dies berichten die Wissenschaftler aus Polen und Schweden im britischen Fachmagazin Nature.
Tiere bewegten sich im Wasser schwebend
Bei den im Südosten Polens entdeckten Abdrücken handelt es sich sowohl um komplette Laufspuren einzelner Tiere als auch um isolierte Abdrücke einzelner Füße. Bei einer der Laufspuren, die Grzegorz Niedzwiedzki von der Universität Warschau und seine Mitarbeiter untersucht haben, lassen sich Vorder- und Hinterfuß unterscheiden.
Schleifspuren von Körper oder Schwanz sind nicht vorhanden, so dass die Wissenschaftler davon ausgehen, dass das Tier sich im Wasser schwebend auf seinen Gliedmaßen fortbewegte.
Anhand der Größe des Fußabdrucks schließen die Forscher auf ein etwa 40 bis 50 Zentimeter langes Tier. Andere Abdrücke sind größer und gehörten zu bis zu zweieinhalb Meter messenden Tieren. Teilweise zeigen die Abdrücke auch Spuren von Fingern, beziehungsweise Zehen.
Tiere entwickelten sich aus Fischen
Die Entdeckung der Fußspuren wirft zahlreiche Fragen zur Evolution der Tetrapoden - so der wissenschaftliche Ausdruck für die Vierfüßer - auf. Die Tetrapoden haben sich bisherigen Annahmen zufolge bei der Eroberung des Landes über das Zwischenstadium der Elpistogalia aus den Fischen entwickelt.
Die neu entdeckten fossilen Fußspuren sind aber nun zehn Millionen Jahre älter als die ältesten bekannten Elpistogalia-Fossilien, so dass die beiden Gruppen lange Zeit nebeneinander gelebt haben müssen.
Dass die Spuren im marinen Umfeld gefunden wurden, stellt zudem die bisher gängige Annahme infrage, der zufolge der Übergang vom Wasser- zum Landleben an Flüssen und Seen stattgefunden hat.
dpa/mgr
Quelle: http://www.dnews.de/nachrichten/wissenschaft/163084/vierfusser-gab-es-eher-als-bisher-gedacht.html
Anara- Riesendino **** **
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Re: Vierfüßer gab es eher als bisher gedacht
Hallo Anara,
diese Nachricht hatte ich schon entdeckt - und zwar auf Spiegel Online und auf Wissenschaft.de.
In dem von dir geposteten Artikel wird allerdings ein fehlerhafter Begriff verwendet - dafür bist du nicht verantwortlich, aber ich will das mal eben hier klar stellen:
Die Gruppe der Knochenfische hieß nicht Elpistogalia, sondern Elpistostegalia.
Nichts für ungut
diese Nachricht hatte ich schon entdeckt - und zwar auf Spiegel Online und auf Wissenschaft.de.
In dem von dir geposteten Artikel wird allerdings ein fehlerhafter Begriff verwendet - dafür bist du nicht verantwortlich, aber ich will das mal eben hier klar stellen:
Die Gruppe der Knochenfische hieß nicht Elpistogalia, sondern Elpistostegalia.
Nichts für ungut
Landwirbeltiere früher als erwartet
Landwirbeltiere eroberten die Erde früher als angenommen
Die ersten Landwirbeltiere sind 18 Millionen Jahre älter als bisher angenommen. Dies hat ein schwedisch-polnisches Forscherteam anhand von fossilen Fußspuren herausgefunden. Die Spuren, die sie im Heiligkreuzgebirge im Südosten Polens entdeckten, lassen sich mit hoher Sicherheit auf ein Alter von 395 Millionen Jahren datieren. Sie sind damit deutlich älter als die frühesten bisher entdeckten Spuren eines vierfüßigen Tieres. Die Funde würden bisherige Theorien über den Übergang zwischen den Fischen und den Landwirbeltieren in Frage stellen, erklären die Wissenschaftler um Per Ahlberg von der Universität Uppsala. http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/309217.html
Die ersten Landwirbeltiere sind 18 Millionen Jahre älter als bisher angenommen. Dies hat ein schwedisch-polnisches Forscherteam anhand von fossilen Fußspuren herausgefunden. Die Spuren, die sie im Heiligkreuzgebirge im Südosten Polens entdeckten, lassen sich mit hoher Sicherheit auf ein Alter von 395 Millionen Jahren datieren. Sie sind damit deutlich älter als die frühesten bisher entdeckten Spuren eines vierfüßigen Tieres. Die Funde würden bisherige Theorien über den Übergang zwischen den Fischen und den Landwirbeltieren in Frage stellen, erklären die Wissenschaftler um Per Ahlberg von der Universität Uppsala. http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/309217.html
(Pyroraptor10)- Überflieger **** ****
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Re: Vierfüßer gab es eher als bisher gedacht
Habe dazu noch folgenden Artikel gefunden:
Wirbeltierevolution
Neulich im Devon
Von Ulf von Rauchhaupt
12. Januar 2010 So haben wir uns das immer vorgestellt: Eines Tages hält sich ein kleiner mutiger Fisch die Kiemen zu und robbt aus lauter Neugier auf seinen Vorderflossen ein Stück aus dem Meer und den Strand hinauf, um zu sehen, wie es dort so ist. Im Jahr 2006 bekam der mythische Pionier des Landwirbeltiertums ein Gesicht. Im Norden Kanadas war in versteinerten Flusssedimenten des Devon ein 380 Millionen Jahre altes Fossil gefunden worden: Tiktaalik rosea, ein Fisch, der sowohl Kiemen als auch Lunge besaß, einen krokodilförmigen Kopf und ein Paar Vorderflossen, das es ihm tatsächlich erlaubte, über Land von einem Tümpel oder Flussarm in einen anderen zu kriechen.
Nur zehn Millionen Jahre später lebte die erste echte, durch halbwegs vollständige Skelette belegte Vierbeinerart, ein lurchartiges Vieh namens Ichtyostega. Damit schien die Sache klar: Diese vierfüßigen Amphibien und schließlich alle anderen Landwirbeltiere, ob Dinosaurier, Hühner oder Kühe (und am Ende auch der Mensch) entwickelten sich aus so etwas wie Tiktaalik. Da dieser und ähnliche, informell "Fischapode" (Fischfüßer) genannten Tiere samt und sonders im ruhigen Süßwasser lebten, müsste sich die Vierbeinigkeit auch nicht am Strand, sondern in bewaldeten Feuchtbiotopen von Flussgebieten entwickelt haben. So gesehen, wären es die Landnahme der Pflanzen und die Ausbreitung der ersten Wälder gewesen, welche unseren frühen Vorfahren den Schritt aus dem Wasser erst ermöglichten.
397 Millionen Jahre alte Abdrücke
Vergangene Woche aber wurde in Nature eine Entdeckung publiziert, die dieses Bild gründlich über den Haufen wirft. Im Südosten Polens, in einem Steinbruch nahe dem Ort Zachelmie, waren Paläontologen um Grzegorz Nied- zwiedzki von der Universität Warschau und Per Ahlberg von der Universität Uppsala auf Fußspuren gestoßen, die ganz danach aussehen, als stammten sie von 50 Zentimeter bis 2,5 Meter langen Vierfüßern, die sich ähnlich fortbewegten wie Ichtyostega. Doch die Abdrücke sind etwa 397 Millionen Jahre alt, 18 Millionen Jahre älter als die frühesten bisher gefundenen Vierfüßer-Fossilien und zehn Millionen Jahre älter als die frühesten Reste der Fischgruppe, zu der Tiktaalik gehört. Was immer da im devonischen Polen herumlief, es kann nicht von Tiktaalik oder seinen fischfüßigen Verwandten abstammen.
Überdies besteht der versteinerte Schlamm von Zachelmie aus kalkigem Meeressediment. Es wurde nicht im Überflutungsgebiet eines Flusses abgelagert, sondern in einer Art Wattenmeer. Die Tiere liefen offenbar über Schlick, der im Augenblick ihres Durchzuges knietief unter Wasser gestanden und den Läufern etwas Auftrieb verliehen haben dürfte, denn Schleifspuren ihrer Bäuche oder Schwänze fehlen.
Üben für den definitiven Landgang
Was die Tiere dort suchten, ist unschwer zu erraten: Im Land zwischen Ebbe und Flut muss sich ihnen zweimal am Tag ein reichgedeckter Tisch aus angeschwemmten Meerestieren dargeboten haben. "In solch einer Umgebung hätten sich die marinen Vorfahren der Vierfüßer graduell Kompetenzen als Landgänger erwerben können", schreiben Niedzwiedzki und Kollegen. Demnach war es also doch die Meeresküste, wo die Wirbeltiere zuerst das Laufen lernten. Jennifer Clack von der Universität Cambridge, führende Expertin für die Tierwelt des Devon, überrascht dieser Befund nicht. "In den letzten Jahren hat es mehr und mehr Hinweise für solch einen marinen Lebensraum der ersten Vierfüßer gegeben", sagt sie. Was sie neben dem Alter der Zachelmie-Spuren aber durchaus überrascht, ist die Größe einiger Abdrücke. "Wenn die Tiere wirklich so groß waren, wie diese Spuren es nahelegen, dann ist es eigentlich sehr seltsam, dass man noch keine fossilen Reste ihrer Körper gefunden hat."
Tatsächlich gelten Kriechspuren oder Fußabdrücke unter Paläontologen als Evidenz zweiter Klasse, vor allem dann, wenn es keine gleich alten versteinerten Körperteile von Lebewesen gibt, die man ihnen zuordnen kann. Nun sind die Fährten von Zachelmie aber nicht nur die frühesten, sondern obendrein die umfangreichsten, die aus dem Devon bekannt sind. Und auch für Jennifer Clack sehen sie eindeutig nach Hinterlassenschaften von Vierfüßern aus und nicht etwa solchen von Gliedertieren. Von denen hatte die früheste bekannte Art, ein Tausendfüßler, bereits im Silur, vor 428 Millionen Jahren, an Land gelebt.
Tiktaalik entthront?
"Die Spuren aus Polen sind suggestiv, aber vielleicht gibt es noch eine andere Erklärung dafür", sagt dagegen Ted Daeschler von der Academy of Natural Sciences in Philadelphia. "Nur aufgrund von Spuren werde ich persöhnlich das bewährte Bild vom Übergang zum Vierfüßer nicht aufgeben." In Daeschlers Skepsis mag mitschwingen, dass er einer der Entdecker des Tiktaalik ist. Die evolutionsbiologische Ikone würde immerhin auf einen Seitenast des Wirbeltierstammbaums verbannt, wenn die Zachelmie-Spuren tatsächlich das sind, wonach sie aussehen.
Obsolet wäre damit auch das ohnehin fragwürdige Bild von Tiktaalik als "Missing Link", also einer Übergangsform zwischen Fisch und Vierfüßer, die so mäßig angepasst gewesen wäre, dass ihre landgängigen Abkömmlinge sie bei nächster Gelegenheit verdrängen konnten. Dagegen spricht nun nicht mehr nur das theoretische Argument, wonach Organismen - zumal solche, die verbreitet genug waren, um mit gewisser Wahrscheinlichkeit Fossilien zu hinterlassen - immer optimal an ihre Umwelt angepasst sind, solange die sich nicht ändert. Nach Ansicht von Niedzwiedzki und Kollegen kamen "Fischfüßer" wie Tiktaalik in der schlammigen Wurzelwelt devonischer Flüsse und Seen bestens zurecht, so dass sie mindestens zehn Millionen Jahre mit den vierfüßigen Amphibien koexistierten. Beide Gruppen dürften sich nebeneinander lange wohl gefühlt haben, damals im Devon.
Text: F.A.S.
Bildmaterial: F.A.Z., National Science Foundation
Steht vielleicht vor der Entthronung als evolutionsbiologische Ikone: eine Rekonstruktion von Tiktaalik rosea
Wirbeltierevolution
Neulich im Devon
Von Ulf von Rauchhaupt
12. Januar 2010 So haben wir uns das immer vorgestellt: Eines Tages hält sich ein kleiner mutiger Fisch die Kiemen zu und robbt aus lauter Neugier auf seinen Vorderflossen ein Stück aus dem Meer und den Strand hinauf, um zu sehen, wie es dort so ist. Im Jahr 2006 bekam der mythische Pionier des Landwirbeltiertums ein Gesicht. Im Norden Kanadas war in versteinerten Flusssedimenten des Devon ein 380 Millionen Jahre altes Fossil gefunden worden: Tiktaalik rosea, ein Fisch, der sowohl Kiemen als auch Lunge besaß, einen krokodilförmigen Kopf und ein Paar Vorderflossen, das es ihm tatsächlich erlaubte, über Land von einem Tümpel oder Flussarm in einen anderen zu kriechen.
Nur zehn Millionen Jahre später lebte die erste echte, durch halbwegs vollständige Skelette belegte Vierbeinerart, ein lurchartiges Vieh namens Ichtyostega. Damit schien die Sache klar: Diese vierfüßigen Amphibien und schließlich alle anderen Landwirbeltiere, ob Dinosaurier, Hühner oder Kühe (und am Ende auch der Mensch) entwickelten sich aus so etwas wie Tiktaalik. Da dieser und ähnliche, informell "Fischapode" (Fischfüßer) genannten Tiere samt und sonders im ruhigen Süßwasser lebten, müsste sich die Vierbeinigkeit auch nicht am Strand, sondern in bewaldeten Feuchtbiotopen von Flussgebieten entwickelt haben. So gesehen, wären es die Landnahme der Pflanzen und die Ausbreitung der ersten Wälder gewesen, welche unseren frühen Vorfahren den Schritt aus dem Wasser erst ermöglichten.
397 Millionen Jahre alte Abdrücke
Vergangene Woche aber wurde in Nature eine Entdeckung publiziert, die dieses Bild gründlich über den Haufen wirft. Im Südosten Polens, in einem Steinbruch nahe dem Ort Zachelmie, waren Paläontologen um Grzegorz Nied- zwiedzki von der Universität Warschau und Per Ahlberg von der Universität Uppsala auf Fußspuren gestoßen, die ganz danach aussehen, als stammten sie von 50 Zentimeter bis 2,5 Meter langen Vierfüßern, die sich ähnlich fortbewegten wie Ichtyostega. Doch die Abdrücke sind etwa 397 Millionen Jahre alt, 18 Millionen Jahre älter als die frühesten bisher gefundenen Vierfüßer-Fossilien und zehn Millionen Jahre älter als die frühesten Reste der Fischgruppe, zu der Tiktaalik gehört. Was immer da im devonischen Polen herumlief, es kann nicht von Tiktaalik oder seinen fischfüßigen Verwandten abstammen.
Überdies besteht der versteinerte Schlamm von Zachelmie aus kalkigem Meeressediment. Es wurde nicht im Überflutungsgebiet eines Flusses abgelagert, sondern in einer Art Wattenmeer. Die Tiere liefen offenbar über Schlick, der im Augenblick ihres Durchzuges knietief unter Wasser gestanden und den Läufern etwas Auftrieb verliehen haben dürfte, denn Schleifspuren ihrer Bäuche oder Schwänze fehlen.
Üben für den definitiven Landgang
Was die Tiere dort suchten, ist unschwer zu erraten: Im Land zwischen Ebbe und Flut muss sich ihnen zweimal am Tag ein reichgedeckter Tisch aus angeschwemmten Meerestieren dargeboten haben. "In solch einer Umgebung hätten sich die marinen Vorfahren der Vierfüßer graduell Kompetenzen als Landgänger erwerben können", schreiben Niedzwiedzki und Kollegen. Demnach war es also doch die Meeresküste, wo die Wirbeltiere zuerst das Laufen lernten. Jennifer Clack von der Universität Cambridge, führende Expertin für die Tierwelt des Devon, überrascht dieser Befund nicht. "In den letzten Jahren hat es mehr und mehr Hinweise für solch einen marinen Lebensraum der ersten Vierfüßer gegeben", sagt sie. Was sie neben dem Alter der Zachelmie-Spuren aber durchaus überrascht, ist die Größe einiger Abdrücke. "Wenn die Tiere wirklich so groß waren, wie diese Spuren es nahelegen, dann ist es eigentlich sehr seltsam, dass man noch keine fossilen Reste ihrer Körper gefunden hat."
Tatsächlich gelten Kriechspuren oder Fußabdrücke unter Paläontologen als Evidenz zweiter Klasse, vor allem dann, wenn es keine gleich alten versteinerten Körperteile von Lebewesen gibt, die man ihnen zuordnen kann. Nun sind die Fährten von Zachelmie aber nicht nur die frühesten, sondern obendrein die umfangreichsten, die aus dem Devon bekannt sind. Und auch für Jennifer Clack sehen sie eindeutig nach Hinterlassenschaften von Vierfüßern aus und nicht etwa solchen von Gliedertieren. Von denen hatte die früheste bekannte Art, ein Tausendfüßler, bereits im Silur, vor 428 Millionen Jahren, an Land gelebt.
Tiktaalik entthront?
"Die Spuren aus Polen sind suggestiv, aber vielleicht gibt es noch eine andere Erklärung dafür", sagt dagegen Ted Daeschler von der Academy of Natural Sciences in Philadelphia. "Nur aufgrund von Spuren werde ich persöhnlich das bewährte Bild vom Übergang zum Vierfüßer nicht aufgeben." In Daeschlers Skepsis mag mitschwingen, dass er einer der Entdecker des Tiktaalik ist. Die evolutionsbiologische Ikone würde immerhin auf einen Seitenast des Wirbeltierstammbaums verbannt, wenn die Zachelmie-Spuren tatsächlich das sind, wonach sie aussehen.
Obsolet wäre damit auch das ohnehin fragwürdige Bild von Tiktaalik als "Missing Link", also einer Übergangsform zwischen Fisch und Vierfüßer, die so mäßig angepasst gewesen wäre, dass ihre landgängigen Abkömmlinge sie bei nächster Gelegenheit verdrängen konnten. Dagegen spricht nun nicht mehr nur das theoretische Argument, wonach Organismen - zumal solche, die verbreitet genug waren, um mit gewisser Wahrscheinlichkeit Fossilien zu hinterlassen - immer optimal an ihre Umwelt angepasst sind, solange die sich nicht ändert. Nach Ansicht von Niedzwiedzki und Kollegen kamen "Fischfüßer" wie Tiktaalik in der schlammigen Wurzelwelt devonischer Flüsse und Seen bestens zurecht, so dass sie mindestens zehn Millionen Jahre mit den vierfüßigen Amphibien koexistierten. Beide Gruppen dürften sich nebeneinander lange wohl gefühlt haben, damals im Devon.
Text: F.A.S.
Bildmaterial: F.A.Z., National Science Foundation
Steht vielleicht vor der Entthronung als evolutionsbiologische Ikone: eine Rekonstruktion von Tiktaalik rosea
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