Dinosaurier - Giganten der Urwelt (Buch)

von: Tim Haines & Paul Chambers
Praktisch eine Buch-Umsetzung der BBC-Doku "Dinosaurier - Im Reich der Giganten" mit entsprechenden Aufnahmen und Informationen.

Ich bin ja immer auf der Suche nach Büchern, welche Tiere des Paläozoikums auf mehr als einer Doppelseite beschreiben. Da ist dieses Buch auf jeden Fall schonmal ein Treffer. Das ist allerdings längst nicht alles, was ich dazu sagen muss.

Pros:
- Wie schon gesagt, Beschreibung von Tieren des Paläozoikums, von denen viele zuvor nicht mal allgemein bekannt waren. Auch weniger bekannte Tiere aus der Dinosaurierzeit werden vorgestellt.
- Ganz nett zum Durchblättern wegen der Aufnahmen.
- Die Artikel über die einzelnen Tiere sind recht lang, trotzdem flüssig zu lesen ohne viel Geschwurbel.
- Tiere aus sehr vielen Zeitaltern zusammengefasst in einem Buch.

Aber jetzt die Contras, wegen denen ich eigentlich von dem Buch abraten muss:
- Extrem oberflächliche Einteilung der Arten, sodass diese teilweise sehr distanziert zueinander wirken, obwohl sie es nicht sind. (Vögel, Dinosaurier, Säugetiere, mehr ist da kaum zu finden)
- Übertreibungen und Fehlinformationen am laufenden Band (am schwerwiegendsten natürlich der "über 25 m" lange Liopleurodon, der "größte Killer aller Zeiten")
- ALLE Dinosaurier werden nackt/schuppig dargestellt, selbst Mononykus, Therizinosaurus und Velociraptor.

Ich muss dazu sagen, dass ich die Doku selbst nur teilweise gesehen habe. Aber ich finde es etwas absonderlich, dass in einer so modernen Doku immer noch nackte Dinosaurier auftauchen.

Hallo Thistle,
ich selbst mag das Buch auch nicht, obwohl ich es besitze - aber eigentlich eher aus dem Gedanken heraus "Man muss seinen Feind kennen" *öhöm*.
Ich habe mich vor Jahren, als die Doku auf BBC gesendet wurde, negativ über die Serie geäußert und heftigsten Gegenwind aus der Internetgemeinde bekommen. Daher habe ich mir das Buch dazu bestellt und war auch schon über ein Zitat in der "Einführung" entsetz, in dem es heißt:

"[...] Um die einzelnen Kapitel schreiben zu können, habe ich zwei Jahre mit verschiedenen Wissenschaftlern gesprochen und primäre wie sekundäre Quellen studiert. [...] Mittels der Spuren in gut erhaltenen Fossilienfundstätten ist die Wissenschaft in der Lage, Rückschlüsse auf die Verhaltensformen der Tiere zu ziehen. [...] Wo auch immer wissenschaftliche Belege dieser Art zur Verfügung standen, habe ich sie für die Beschreibung der tierischen Verhaltensformen in den Haupttext einfließen lassen. Sie finden jedoch darüber hinaus noch viele Textkästen, in denen Beispiele, wichtige Entdeckungen und von mir gezogene Rückeschlüsse erklärt werden. [...] In die eher spekulativen Passagen des Buchen, die sich mit Sozial-, Brutpflege- und Paarungsverhalten befassen, habe ich häufige Erkenntnisse über moderne Tiere einfließen lassen. [...] Zuweilen basieren die Beschreibungen auf reinen Mutmaßungen. So habe ich dem kleinen Instektenfresser Anurognathus auf dem Rücken des riesigen Herbivoren Diplodocus eine Plattform für seine Beutzeuge verschafft. Dafür gibt es keinerlei Beweise.[...]"
(Quelle: Haines, Tim: Dinosaurier - im Reich der Giganten. Köln 1999, S. 11 - 15)

Es ist gut, dass Haines so deutlich darüber spricht, dass vieles reine Spekulation - teilweise nicht einmal durch wissenschaftliche Argumentationen belegt - ist. Was ich dem Buch aber dennoch ankreide ist die Tatsache, dass Haines überhaupt nicht ersichtlich macht, wo die bisherigen Erkenntnisse aufhören und seine spekulativen Mutmaßungen anfangen. Man weiß nie, ob die von ihm dargestellten Aspekte der Beschreibung auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren oder ob er sie "erfunden" hat.
Genau das gleiche Problem liegt auch in der Fernseh-"Doku" vor. Ich hatte damals geschrieben, dass ich die Serie an sich ganz interessant finde, aber sie als "Doku" zu bezeichnen, fand ich (und finde es noch heute) eine Anmaßung. Eine Dokumentation basiert in meinen Augen auf Erkenntnissen und macht unverkennbar deutlich, wo Spekulation anfängt. Das habe ich bei der Doku "Dinosaurier - Im Reich der Giganten" vermisst - und daher war diese Serie mit dem Anspruch, eine Dokumentation zu sein, für mich absolut durchgefallen.

Dennoch muss ich aber das Buch in einem Aspekt verteidigen:
Das Buch bzw. der Film sind 1999 herausgekommen. Zu dem Zeitpunkt gab es vielleicht einzelne "Spinner" unter den Wissenschaftlern, die behaupteten, dass Dinosaurier keine Echsen waren und möglicherweise gefiedert. Die Mehrheit der Wissenschaftler hielten sie aber nach wie vor für schuppig und zum großen Teil für wechselwarme Tiere. Insofern kann man dem Buch in meinen Augen keinen Vorwurf machen, dass die Dinosaurier überwiegend nackt dargestellt sind. Diese Erkenntnis hat sich eigentlich erst im 21. Jahrhundert durchgesetzt.



P.S.: Für diejenigen, die mein Disput von damals interessiert (Nov. 2000) , hier die Links zu der Diskussion. Ich muss dazu sagen, ich war damals gerade "frisch" online gegangen und fand (aus welchen Gründen auch immer) ziemlich flott Erwähnung in der Linkliste des Discovery-Channels zum Thema "Dinosaurier". Bei den Antworten hatte ich damals etwas den Eindruck, dass der ein oder andere mir diesen "Erfolg" neidete und versuchte, meine Seite kaputtreden zu wollen. Heute lächel ich etwas über diese Reaktion - damals hat sie mich schon etwas verunsichert...

- http://www.dinosaurier-interesse.de/web/Zusatz/CGI/Erw-Forum/messages/14.htm --> Mein Einstiegs-Beitrag in die Thematik
- http://www.dinosaurier-interesse.de/web/Zusatz/CGI/Erw-Forum/messages/19.htm --> Neuer Thread: Reaktion auf meinen Beitrag
- http://www.dinosaurier-interesse.de/web/Zusatz/CGI/Erw-Forum/messages/36.htm --> Neuer Thread: nochmalige Argumentation von meiner Seite

Dieser merkwürdige Herr Lehning hat auch später noch einige Zeit lang versucht, alles schlecht zu reden, was im Forum passiert. Irgendwann habe ich ihn aber nicht mehr ernst genommen und mich eher amüsiert, wenn er wieder mit seinen bärbeißigen Kommentaren um die Ecke kam. Ich glaube, das hat er irgendwann begriffen und hat mein Forum dann mit seinen Beiträgen verschont.