Spurensuche in der Urzeit, Dino-Boom in Niedersachsen - NDR - 19.02.2010

19.02.2010
13:00 Uhr
NDR
Quelle NDR.de / steinkern.de


Spurensuche in der Urzeit
Dino-Boom in Niedersachsen

Vor eineinhalb Jahren hat die Geologin Dr. Annette Richter vom Landesmuseum in Hannover mit Hobbyforschern eine sensationelle Entdeckung gemacht: Im Steinbruch in Obernkirchen haben sie zahlreiche Fußabdrücke von Raubdinosauriern gefunden.

Für Europa ein sehr überraschender Fund. Annette Richter ist nicht nur stolz auf die Funde, sondern vor allem auch auf ihr Grabungsteam. Erst durch den Einsatz an zahllosen Wochenenden wurde das Wunder von Obernkirchen überhaupt möglich. Menschen aus allen möglichen Berufen haben sich zusammengefunden, um ihrer Leidenschaft für die Suche nach den Überresten jener "schrecklichen Echsen", wie die Dinosaurier übersetzt heißen, nachzugehen.

Torsten van der Lubbe, ein Mitarbeiter von Annette Richter, hat das Dino-Fieber schon ganz früh erwischt: "Die meisten kleineren Kinder haben sowieso ein Faible für Dinosaurier, das lässt normalerweise so im Alter von neun bis zwölf Jahren stark nach. Wenn es aber länger anhält, - Warnung an alle Eltern! - dann ist es chronisch. Dann kommt da sowas wie ich irgendwann bei raus, so ein verrückter Dinonarr, der es überhaupt nicht lassen kann."

Mit seiner Begeisterung steckt er die Besucher an, die in den Steinbruch gekommen sind, um sich die Fährten aus der Nähe anzuschauen. Annette Richter musste so manchen Kampf ausfechten, damit die Spuren bis heute überhaupt erhalten wurden und wissenschaftlich untersucht werden können. Zuallererst mit dem Steinbruchbesitzer. Er verdient an den gewaltigen Steinplatten, die seit vielen Millionen Jahren in der Erde liegen. Aber Annette Richter hat es geschafft, auch aus ihm einen Dinofreund zu machen.

Die Reportage begleitet die Geologin Dr. Annette Richter und ihre ehrenamtlichen Helfer bei der Suche nach neuen Dinosaurierfährten in Niedersachsen. Trotz aller Widrigkeiten und Widerstände verfolgen sie unbeirrt ihre Mission: die untergangene Welt der Saurier auferstehen zu lassen und Niedersachsen die Anerkennung zu verschaffen, die es als Fundort für Dinosaurierspuren verdient.

Unser Toots , mal sehen wie gut er sich vor der Kamera macht *gg*

Hi!

Das ist übrigens "nur" der erste Teil der Geschichte um die Fährten. Hier geht's jetzt eher um die Leute und die politischen Aspekte so einer Grabung. In der zweiten, ca. einstündigen Doku wird es dann gegen Ende dieses Jahres um die Fährten selbst und unsere Arbeiten an den Fährten gehen. Da wird's dann auch ein paar hübsche CGIs zu sehen geben (arbeite gerade mit einer hiesigen Firma als "wissenschaftlicher Berater" an den Modellen).

Was der Film wirklich gut rüberbringt, ist der für uns dauernd stattfindende Eiertanz zwischen Wissenschaft, Kommerz und Politik. Das allerdings auch nur in stark abgeschwächter Form - wir können bei weitem nicht alles öffentlich sagen, was wir zu sagen hätten. Wenn wir das täten, würden wir uns an entschiedenden Stellen so unbeliebt machen, daß wir gar nicht weitergraben könnten, und darüberhinaus mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sämtliche Fährten entweder bei E-Bay oder im Schredder landen würden.

Die Fundstelle in Obernkirchen hat das Potential die koreanischen Fährtenflächen als weltweit größte Fundstellen für Dinofährten vom Thron zu stoßen. Die Troodontidenfährten sind weltweit einmalig und der neue "Iguanodontipus"-Typus auf der oberen Sohle ist es ebenfalls. Anzahl und Erhaltung der Fährten sind ebenfalls überragend.
Obwohl wir unser Bestes tun, um den zuständigen Behörden die Bedeutung und Dringlichkeit (einige Fährten wurden bereits im vergangenen Winter durch Frost zerstört, andere haben wir durch Vandalismus und möchtegern-Sammler* verloren) deutlich zu machen, ist unser Forschungsantrag vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK), wie in den vergangenen Jahren auch, zurückgewiesen worden. O-Ton Fr. von Reizenstein (MWK): "Als ehemaliges Aufmarschgebiet der Nazis steht eine öffentliche Nutzung des Bückeberges nicht zur Diskussion." Leider hatte die Dame den FALSCHEN Bückeberg im Visier (Bückeberg bei Hameln) - Hier wird Wissenschaft zugunsten parteipolitischer Streitereien geopfert und die Bürger werden um ein einmaliges praehistorisches Denkmal gebracht.

* = "Möchtegern" weil man die Fährten ohne wirklich schweres Gerät nicht bergen kann. Soweit wir das sagen können, hat noch niemand eine Fährte erfolgreich aus den Flächen herauslösen können. Wir finden am folgenden Morgen jeweils nur die hinterlassenen Scherbenhaufen... Bislang gab's aber glücklicherweise nur 3 solche Fälle.

Daß überhaupt zumindest Teilflächen erhalten und zugänglich gemacht werden sollen, ist ausschließlich den Bemühungen meiner Chefin Annette Richter (NLM-H) und Steinbruchbesitzer Klaus Köster zu verdanken. Ein Stadtratsabgeordneter unterstützt uns ebenfalls tatkräftig, ansonsten geht's eigentlich allen nur um die eigenen Interessen. Dadurch geht naturgemäß Alles sehr schleppend voran (und manchmal auch rückwärts). Die erste wissenschaftliche Veröffentlichung zu den Troodontidenfährten könnt ihr gegen Ende dieses Jahres erwarten. Ich kann noch nicht sagen, wie viele folgen werden, aber da kommt schon Einiges zusammen (mindestens noch zwei umfangreiche Papers).

Die Arbeit mit dem Fernsehteam läuft gut. Die fürchten sich nicht vor Aussagen wie "Das wissen wir ganz einfach nicht!" und berücksichtigen eigentlich alle unserer Anregungen. Daß wir unsere Troodontidenfährten in diesem Jahr mit Fährten und Fußskeletten in China vor Ort vergleichen können (ist für die abschließenden Arbeiten an der betreffenden Veröffentlichung sehr wichtig), hat uns ebenfalls das Fernsehteam ermöglicht - NICHT, wie man ja eigentlich annehmen würde, das zuständige MWK...

Ihr könnt es euch nicht vorstellen (und glaubt's mir, ihr wollt das auch gar nicht!)...
DC

Hey cool, danke für dein Statement DC. Ich drücke Euch in jedem Fall ganz fest die Daumen und wünsche Euch alles Gute und extrem viel Erfolg. Und auch das ihr nicht zu viele weitere Schäden durch Witterung und Raubgräber habt. Vielleicht solltet ihr auch mal überlegen ein paar abgerichtete Dobermänner vorsorglich an langen Leinen im Bruch laufen zu lassen Wer weiß wie sich manch ein Sammler oder Fossilienhändler nach einer Veröffentlichung noch von so was zurück halten lässt. Für Geld tut ja manch einer leider alles und da läuft so was mal schnell unter "Altfund" oder unter einem anderen nahen Fundort... Top Arbeit und ich denke ich werde sicher diesen Sommer mal wieder bei Euch vorbei schauen, ich hoffen man sieht sich dann. Gruß und viel Erfolg ans gesamte Team Herby